Zum Teifl!

Am 1. Dezember hatte ich durch Zufall die Gelegenheit in St.Peter (Vilnöss) bei einem besonderen jährlichen Ereignis zuzuschauen:
Dem traditionellen Villnösser Teiflumzug (Krampusumzug). Krampusse sind vergleichbar mit Narren bei der schwäbisch-allemanischen Fasnet. Allerdings gibt es in diesem Sinne nur diabolische Narren. Deshalb heißt es nicht Narrenumzug sondern Teiflumzug.

Es waren über 300 Krampusse aus ganz Südtirol beteiligt. Diese gehörten zu einzelnen Teiflgruppen analog zu Narrenzünften. Die Show war deutlich aufwendiger gestaltet als bei einem Fasnetsumzug. Viel Licht, Feuer und Flammen, höllisch laute Musik und dröhnende Fahrzeuge und Motorsägen.


Der Geräuschpegel war viel zu hoch und jenseits von allem, was in normalen Discos zulässig ist. Der Gestank in der Luft war unangenehm. Er kam von der Verkleidung, die meistens aus Ziegenfell bestand. Die meisten hatten echte Hörner auf der Maske, die vermutlich vom gleichen Tier stammten. Die Abgase der Feuershow und der Motoren trug einen großen Teil zur Luftverpestung bei.


Eine merkwürge Tradition ist, dass die Teiflgruppen eine Art Show machen, indem sie möglichst wild vor dem Publikum rumtoben. Bei den teuflischen Vorführungen der einzelnen Gruppen gibt es im gegebenen Rahmen noch deutliches Potential nach oben.
Nach der Vorführung sind die Verkleideten ca. noch 150 Meter den Berg nach oben gegangen, wo sie versuchen das Publikum zu erschrecken. Meistens indem sie die Zuschauer hinter den Absperrzäunen aus Stahl angehen. Viele Teifl hatten Peitschen aus zusammengebundenen Weidenzweigen dabei. Mit den Peitschen sind sie teilweise ziemlich heftig auf einzelne Zuschauer losgegangen. Das lag zum Teil sicher an der aufgeputschten Stimmung und bei einigen am erhöhten Alkoholpegel.
Selbst musste ich leider auch die Erfahrung machen, dass einer auf mich losging, während ich fotografierte. Er hatte bereits alle Zweigteile zum Peitschen abgeschlagen und nur noch den harten Schaft in der Hand. Damit hat er auf meinen seitlichen Oberschenkel und das Knie eingedroschen. Hätte ich die Kamera nicht in den Händen gehalten, wäre affektiv mindestens eine Hand Richtung Teifl ausgefahren.

Vorsichtshalber hatte ich denjenigen fotografisch festgehalten. Unter der Maske sah er harmlos aus. Es ist der mittlere Krampus im Bild. Als Erinnerung habe ich einen großflächigen Bluterguss mitgenommen. Das war schmerzhaft, aber nach wenigen Tagen ohne bleibende Schäden verheilt.
Diese Art der Körperverletzung mussten wohl einige Zuschauer ertragen, weshalb auch die Carabinieri ein Auge auf die Akteure hatte. Dieses Erlebnis hatte einen negativen Nachgeschmack auf die Veranstaltung für mich hinterlassen. Es wäre wünschenswert, dass beim nächsten Teiflumzug mehr Energie und Wert auf eine gute Show, als auf das Angehen der Zuschauer gelegt wird.
Dennoch ist es interessant den Umzug live zu erleben. Zur Abwehr der Teifl sollten in der Vorbereitung geeignete Vorkehrungen getroffen werden.

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